Neu Sehen

Neu Sehen
Hans Robertson (1883–1950), Der Tänzer Harald Kreutzberg, 1925, Gelatinesilberpapier, 23,4 × 17,1 cm, Städel Museum, Frankfurt am Main, Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs brach in der Weimarer Republik (1918–1933) eine goldene Ära der Fotografie an, die von großen Innovationen des Mediums geprägt war. Zahlreiche Fotografinnen und Fotografen bedienten mit ihren Werken eine immer stärkere Nachfrage nach Bildern für Presse und Werbung oder publizierten ihre Aufnahmen in aufwendigen Fotobüchern. Ermöglicht hat diese Entwicklung die Erfindung der Kleinbildkamera in den 20er Jahren, die eine bislang nie dagewesene Bewegungsfreiheit ermöglichte und ungewöhnliche Blickwinkel in der Fotografie hervorbrachte. Diese neue Stilrichtung sowie deren Bildsprache und moderne Ästhetik wurde unter dem Begriff „Neu Sehen“ bekannt. Festgefahrene Strukturen in Bezug auf Komposition und Belichtung wurden neu gedacht und durch große Experimentierfreude kontinuierlich weiterentwickelt. Am Frankfurter Städel Museum kann vom 30. Juni bis zum 24. Oktober 2021 diese moderne Fotografie der 1920er und 30er Jahre im Rahmen der Ausstellung Neu Sehen näher betrachtet werden. Dabei spannt die Ausstellung ebenso einen Bogen in die 30er Jahre, in der die Fotografie zunehmend als Kommunikationsmittel für die politische Propaganda der Nationalsozialisten instrumentalisiert wurde. Unter den über 100 Fotografien finden sich prominente Vertreterinnen und Vertreter des Mediums wie Alfred Ehrhardt, Hans Finsler, Lotte Jacobi, Felix H. Man, Albert Renger-Patzsch, Erich Salomon, August Sander, Umbo, Paul Wolff oder Yva sowie eine Reihe kaum bekannter wie Carl Albiker, Karl Theodor Gremmler und Paul W. John. Somit gibt die Ausstellung einen fundierten Einblick in neuartige Tendenzen der Fotografie in der Zeit der Weimarer Republik und zeigt zugleich Funktion und Wirkung der einzelnen Aufnahmen.

Neu Sehen
Hans Finsler (1891–1972), Tasse, Untertasse und Teller, 1931, Silbergelatine-Abzug auf Barytpapier, 16,4 × 22,9 cm, Städel Museum, Frankfurt am Main, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V., © Nachlass Hans Finsler, Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main
Neu Sehen
Fred Koch (1904–1947) / Folkwang-Archiv, Löwenzahn, Pusteblume, Taraxacum officinalis, 1933–1935, Silbergelatine-Abzug auf Barytpapier, 23,4 × 17,2 cm, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V., Städel Museum, Frankfurt am Main, Foto: Städel Museum
Neu Sehen
Yva (1900–1944), Reise- und Segelanzug, ca. 1932, Silbergelatine-Abzug, 23,1 × 16,6 cm, Städel Museum, Frankfurt am Main, Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main
Neu Sehen
Friedrich Seidenstücker (1882–1966), Ohne Titel (Zoologischer Garten Berlin, zwei Zebras von hinten), 1935, Silbergelatine-Abzug auf Barytpapier, 16,3 × 12,2 cm, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V., Städel Museum, Frankfurt am Main, Foto: Städel Museum
Neu Sehen
August Sander (1867–1964), Malerehepaar (Martha und Otto Dix), 1925/26, Silbergelatine-Abzug auf Barytpapier, 18 × 18,8 cm, Eigentum des Städelschen Museums-Vereins e.V., Städel Museum, Frankfurt am Main, © Die Photographische Sammlung / Sk Stiftung Kultur – August Sander Archiv, Köln / VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Neu Sehen
Erich Salomon (1886–1944), Lugano, Dezember 1928, 1928, Silbergelatine-Abzug auf Barytpapier, 11,7 × 16,1 cm, Städel Museum, Frankfurt am Main, gemeinsames Eigentum mit dem Städelschen Museums-Verein e.V., Foto: Städel Museum
Neu Sehen
Umbo (1902–1980), Winterlicher Wald (Grunewald, Berlin), 1935, Gelatinesilberpapier, 24,2 × 24,2 cm, Städel Museum, Frankfurt am Main, © Umbo: Phyllis Umbehr / Galerie Kicken Berlin / VG Bild-Kunst, Bonn 2020, Foto: Städel Museum, Frankfurt am Main
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Dark Matter

Dark Matter

Nach den beiden multidimensionalen audiovisuellen Raumskulpturen Skalar und Deep Web, die in der imposanten Industriehalle des Kraftwerks Berlin gezeigt wurden, gibt es nun im Rahmen von der Ausstellung Dark Matter wieder Installationen von Christopher Bauder und seinem Designstudio WHITEvoid in Berlin zu sehen. Auf 1.000 m² Ausstellungsfläche präsentiert Dark Matter einen Parallelkosmos aus raumgreifenden Lichtinstallationen in dem die Grenzen zwischen realer und digitaler Welt verschwimmen. Wenngleich die Werke bei Dark Matter, im Vergleich zu Skalar und Deep Web, kleiner dimensioniert sind, entfalten die gezeigten Objekte, der Sound sowie das Licht gemeinsam eine intensive Wirkung. Verantwortlich für den Soundtrack für die Reise durch die Dunkelheit ist Robert Henke, der auch bereits die audiovisuelle Performance von Deep Web in seine Kompositionen eingebettet hat. Insgesamt gibt es sieben Installationen zu sehen, in die es sich bisweilen verlieren lässt.

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Zaïre Space Program

Zaïre Space Program

Das international verankerte Kollektiv Moonshine hat in Zusammenarbeit mit dem kongolesischen Regisseur Nizar Saleh Mohamed und dem ebenfalls in Kinshasa beheimateten Künstler Farata einen afrofuturistischen Kurzfilm kreiert. Zaïre Space Program zeigt Farata kostümiert in Alltagssituationen der kongolesischen Hauptstadt, mit der Absicht traditionelle Kultur mit technologischen sowie utopischen Perspektiven zu verknüpfen. Der Soundtrack hierfür stammt von Bamao Yendé, dessen Single Ginseng Teil eines Mixtapes sein wird, das die Moonshine Klangwelt repräsentieren soll und unterschiedliche Genres wie Afrobeats, Electro und Funk vereint.

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Alva Noto – Hadron Prototype

Alva Noto – Hadron Prototype

Der bildende Künstler und Musiker Carsten Nicolai hat unter seinem Pseudonym Alva Noto auf dem letztjährigen A L’Arme Festival die Premiere von seiner audiovisuellen Performance Hadron Prototype gefeiert. Den aktuellen Gegebenheiten entsprechend fand das A L’Arme Festival 2020 für die Besucherinnen und Besucher im virtuellen Raum statt, die im Rahmen einer Video Edition eine kuratierte Auswahl von Acts aus den Bereichen Avantgarde-Jazz, Experimentalmusik und Kunst bekommen haben. Die Videos der einzelnen Performances sind nach wie vor auf der Homepage zu finden und es lohnt sich vorbeizuschauen. Hierzu gehört auch die Performance von Alva Noto, der mit Hadron Prototype eine minimalistische Klangkulisse geschaffen hat, die mit halluzinatorischen Visualisierungen einhergeht.

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Berlin Global

Berlin Global
© Kulturprojekte Berlin und Stiftung Stadtmuseum Berlin, Foto: Alexander Schippel

Ab Januar 2021 wird im ersten Obergeschoss des Humboldt Forums die Ausstellung Berlin Global zu sehen sein. Das Ziel der Ausstellung ist es, die wechselseitigen Einflüsse, die Berlin und die Welt aufeinander hatten, erfahrbar zu machen. Dieses komplexe Beziehungsgeflecht von Stadt, Menschen und Ereignissen, die sich gegenseitig auf Berlin sowie global auswirken, soll mittels raumgreifender Installationen und Inszenierungen veranschaulicht werden. Die unterschiedlichen Perspektiven sind dabei nicht durch die Chronologie bestimmt, sondern durch Themenräume wie Freiraum, Grenzen, Vergnügen, Mode, Krieg, Verflechtung und Revolution. Ausgehend von aktuellen Fragen, Entwicklungen und Problemlagen greift die Ausstellung ausgewählte Themen auf und zeigt die Stadt als Teil einer historisch und gegenwärtig vielfältig vernetzten Welt. Bereits im Juni ist mit der alten Tür des Tresor Clubs, die ursprünglich den 1926 erbauten Tresorraum des ehemaligen Wertheim-Kaufhauses in unmittelbarer Nachbarschaft zum Leipziger Platz sicherte, das erste Exponat in der Ausstellung angekommen. Der 1991 eröffnete Club hatte nicht nur internationalen Einfluss auf die elektronische Musikszene, sondern steht auch sinnbildlich für das neue Berlin nach der Wende.

Berlin Global
© Privatbesitz Dimitri Hegemann / Kulturprojekte Berlin und Stiftung Stadtmuseum Berlin, Foto: David von Becker

Mit 360° Weltdenken ist nun quasi der erste Raum der Ausstellung offiziell eröffnet worden. Bei 360° Weltdenken handelt es sich um einen virtuellen Rundgang, bei dem das 375-qm-Wandbild Weltdenken von dem New Yorker Künstlerduo How and Nosm erkundet werden kann. Das Bild setzt sich mit historischen Einzelepisoden auseinander, die Berlin mit der Welt verbinden. So werden kritische Themen wie Deutscher Kolonialismus, Raubkunst und Umweltverschmutzung aufgegriffen und bekannte Gesichter wie die der Gebrüder Humboldt, des Kurfürsten Friedrich Wilhelm oder auch Christoph Kolumbus gezeigt. Ab dem 16. Januar 2021 öffnet Berlin Global dann auch ganz analog die Türen.

Berlin Global
© How&Nosm/Kulturprojekte Berlin und Stiftung Stadtmuseum Berlin Foto: Alexander Schippel
Berlin Global
© Kulturprojekte Berlin und Stiftung Stadtmuseum Berlin, Foto: Alexander Schippel
Berlin Global
© Kulturprojekte Berlin und Stiftung Stadtmuseum Berlin, Foto: Alexander Schippel
Berlin Global
© Kulturprojekte Berlin und Stiftung Stadtmuseum Berlin, Foto: Alexander Schippel
Berlin Global
© Kulturprojekte Berlin und Stiftung Stadtmuseum Berlin, Foto: Stephan Kliotz
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404.zero

404.zero

Im letzten Monat hat das FACT Magazine eine Reihe an audiovisuellen Arbeiten des russischen Künstlerduos 404.zero gezeigt. 404.zero, gegründet 2016 von Kristina Karpysheva und Alexander Letsius, kreieren mittels Licht, Klang und Raum großformatige immersive Installationen, die international Anklang finden. An dieser Stelle das letzte Video aus der Fact Residency Reihe, bei dem es sich noch um ein CGI Rendering von dem Projekt 4.32 handelt, welches in Zukunft realisiert werden soll.

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The Mantis Project

The Mantis Project

Bei The Mantis – zu Deutsch: Gottesanbeterin – handelt es sich um eine zwei Tonnen schwere monumentale Klangskulptur des Künstlers und Sonic Warfare-Forschers Nik Nowak. Inspiriert wurde Nowaks Arbeit von dem sogenannten „Berliner Lautsprecherkrieg“, der sich von 1961 bis 1965 an der innerdeutschen Grenze zutrug und davon geprägt war, dass sich Ost und West mittels übertrumpfenden Lautsprecheranlagen gegenseitig beschallten. Doch nicht nur in Berlin wurde Sound als Waffe eingesetzt. Nowaks Werke beschäftigen sich mit dem Phänomen der akustischen Kriegsführung und wie Klänge als Methode im Krieg fungieren können. Eine Kurzdokumentation des Filmemachers Hiroo Tanaka gibt nun einen kurzweiligen Einblick in Nowaks Schaffen.

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