Thibaud Poirier – Residensity

Thibaud Poirier – Residensity

Wie bereits einmal erwähnt, habe ich, seitdem ich vor Andreas Gurskys großformatiger Aufnahme Paris-Montparnasse (1993, 180 x 350 cm) stand, ein Faible für Fassaden. Der anonyme Wohnblock im Pariser Quartier de Montparnasse schafft im ersten Moment ein Gefühl von Distanz und Isolation, die modernen Metropolregionen zuweilen zu eigen ist. Bei näherer Betrachtung jedoch sind Personen, Mobiliare und Handlungen hinter den Fensterscheiben zu erkennen, so dass das zunächst sterile Foto an Lebendigkeit gewinnt. Hinter jedem der Fenster lauert eine eigene Biographie, mit all den Facetten die ein Leben zu bieten hat. Diese Erkenntnis steckt auch in Thibaud Poiriers Fotografien aus der Serie Residensity. Zeigen die Bilder zunächst eine leblose, ornamentale Struktur, verbirgt sich hinter der Fassade doch das Leben.

Thibaud Poirier – Residensity

Thibaud Poirier – Residensity

Thibaud Poirier – Residensity

Thibaud Poirier – Residensity

Thibaud Poirier – Residensity

Thibaud Poirier – Residensity

Thibaud Poirier – Residensity

Thibaud Poirier – Residensity

Thibaud Poirier – Residensity

Thibaud Poirier – Residensity

(Bilder: Thibaud PoirierCC BY-NC-ND 4.0)

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Orbital Reflector

Orbital Reflector

Geht es nach dem amerikanischen Künstler Trevor Paglen und dem Nevada Museum of Art soll noch im November die erste Kunstskulptur in den Erdorbit geschossen werden. Im Gegensatz zu den etwa 1800 anderen aktiven Satelliten, die aktuell um die Erde Kreisen, würde die Skulptur keinen weiteren Zweck erfüllen, als von der Erde aus gesehen zu werden. Wenngleich bereits einige andere Satelliten im Nachthimmel zu erkennen sind, wie etwa die wenige Sekunden andauernden Sonnenreflexionen der Iridium-Satelliten, wäre der Orbital Reflector das erste Kunstobjekt im Erdorbit, welches von der Erde aus betrachtet werden könnte. Geplant ist, mit einer Falcon-9-Rakete einen sogenannten Cubesat in 575 Kilometern Höhe zu bringen und an diesem neben vier kleinen Solarpaneelen auch einen Ballon aus einer spiegelnden Polyesterfolie zu montieren. In der Umlaufbahn angekommen, soll die Folie ausgeklappt werden, um eine etwa 30 Meter lange und wenige Meter breite Skulptur in Form eines Diamanten einzunehmen, die das Sonnenlicht reflektiert und den Orbital Reflector wie einen bewegenden Stern am Nachthimmel erscheinen lässt.

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Die kubistische Revolution

Die kubistische Revolution
Foto: Anonymous photographer, Armory Show, International Exhibition of Modern Art, The Cubist room (1913) via Wikimedia Commons

Anlässlich der Ausstellung Le cubisme, die im Pariser Centre Pompidou vom 17. Oktober 2018 bis 25. Februar 2019 zu sehen ist, zeigt arte die Dokumentation Picasso, Braque & Cie – Die kubistische Revolution. Im Fokus des Films stehen die beiden Künstler Pablo Picasso und Georges Braque, die in einer avantgardistischen Bewegung gemeinsam mit dem französischen Dichter und Schriftsteller Apollinaire sowie dem Kunsthändler Kahnweiler den Kubismus begründeten und somit die Kunst des 20. Jahrhunderts revolutionierten. Der Beitrag steht noch bis zum 26. November in der arte Mediathek zur Verfügung.

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12.262 Meter Tiefe

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

Anfang der 1970er Jahre startete die Sowjetunion auf der sibirischen Halbinsel Kola ein ungeheuerliches Projekt. Um ein besseres Verständnis über das Erdinnere zu erlangen, beschlossen sowjetische Wissenschaftler Meter für Meter dem Mittelpunkt der Erde entgegenzubohren. Über 19 Jahre lang fraß sich der Bohrkopf durch Hunderte Tonnen von Gestein unaufhörlich in die Erdkruste, bis die Bohrarbeiten im Jahr 1992 offiziell eingestellt wurden. Mit 12.262 Metern Tiefe handelt es sich bei der Kola-Bohrung bis heute um das tiefste Loch der Erde. Auf dem Weg in die Tiefe machten die Forscher eine Reihe von unerwarteten Entdeckungen. So wurde eine mit Mondgestein nahezu identische Substanz gefunden, in fast sieben Kilometern Tiefe entdeckten die Forscher noch mikroskopisch kleine fossile Einzeller sowie auch unerwartet in tiefsten Regionen auf, aus Mineralien gepresstes, Kristallwasser gestoßen wurde. Ebenso sorgte die rapide ansteigende Temperatur für Erstaunen. Als der Bohrer im Jahr 1989 die Tiefe von 12.262 Meter erreichte, herrschten dort nicht wie angenommen 100, sondern 180 Grad Celsius, so dass die Bohrungen aufgrund technischer Schwierigkeiten abgebrochen werden mussten.

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

Etwa zur gleichen Zeit gerieten die ersten Gerüchte in den Umlauf. Bei einer Tiefe von 14 Kilometern sei der Bohrer auf einen Hohlraum gestoßen, in dem Temperaturen von 1100 Grad gemessen worden sein sollen. Ein in die Erde hinabgelassenes hitzeresistentes Mikrofon, hieß es weiter, habe unnatürliche Geräusche aufgenommen. Anfang der neunziger Jahre tauchte ein Audiofile der Aufnahmen im Internet auf. Diese wurden zunächst als Störgeräusche interpretiert, bis sich offenbarte, dass es sich um menschliche Schreie aus Tausenden gequälten Kehlen handle. Die Bohrung wurde eingestellt, das Loch mit einer Metallkappe versiegelt. Wurde etwa das Tor zur Hölle geöffnet? Für den texanischen Fernsehprediger R.W. Shambach war diese Erklärung jedenfalls die naheliegendste und die Legendenbildung um das Kola Superdeep Borehole nahm ihren Lauf.

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

Im Jahr 2016 besuchte der interdisziplinäre Künstler Dmitry Morozov, auch bekannt als ::vtol::, im Rahmen des Dark Ecology Festivals die übriggebliebenen Ruinen in der menschenleeren Weite der sibirischen Kola-Halbinsel und fand in den verlassen Gemäuern einen zurückgelassenen Lochstreifen, der den Ausgangspunkt seiner weiteren Arbeit darstellen sollte. Welche Informationen tatsächlich auf dem Lochstreifen enthalten sind, ist bis heute nicht geklärt. Anstatt die Informationen zu entschlüsseln – was anscheinend auch kaum möglich ist – zweckentfremdete Morozov den Nutzen der Daten für eine Klanginstallation. Mittels eines selbstgebauten digitalen Lesegeräts werden die Daten der Lochkarte in Sound konvertiert.

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

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Neo Rauch – Gefährten und Begleiter

Neo Rauch – Gefährten und Begleiter
© Lona • media

Die Filmemacherin Nicola Graef hat über einen Zeitraum von drei Jahren einen der bedeutendsten deutschen Maler seiner Generation begleitet und gibt uns mit dem Dokumentarfilm Neo Rauch – Gefährten und Begleiter einen Einblick in das Schaffen des sympathischen und scheuen Künstlers. Neo Rauch wird nicht nur bei der Arbeit im Atelier gezeigt, sondern gibt in langen Gesprächen ebenso Auskunft über seinen Zugang zur Kunst, deren figurativen Bilderwelten zeitlose, entrückende Szenen zeigen. Neben Neo Rauch selbst, kommen außerdem, wie der Titel bereits andeutet, Gefährten und Begleiter zu Wort. Hierzu zählen seine Frau und ebenfalls Künstlerin Rosa Loy, Sammler und Galeristen. Die Begegnungen kommen dabei nicht immer ganz ohne Komik aus. Mitten während einer Vernissage ein Treffen mit einem „Fan“ aufgehalst zu bekommen, kann schon mal für Irritationen sorgen. Die Dokumentation steht noch bis zum 23. Oktober in der arte Mediathek zur Verfügung.

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