„Zwei Seelen kämpfen in meiner Brust“, singt Kaltenkirchen einleitend in seinem Song Harry Haller, und durchbricht zugleich die Banalität, die zeitgenössische Schlager- und Popmusik nur zu gern mit sich bringt. Als Motiv des Songs, dessen Titel auf den Protagonisten aus Hermann Hesses Steppenwolf zurückgeht, dient Kaltenkirchen der ständige innere Zweifel sowie die persönliche Zerrissenheit, welche Menschen bisweilen in sich tragen. Diese melancholische Tiefgründigkeit steht dabei keinesfalls im Widerspruch zum verträumten, seichten Sound, der im Rahmen einer Dreamhouse Live-Session gemeinsam mit Drangsal und Mia Morgan im vermeintlich versöhnlichen 80er Jahre Charme vorgetragen wird. Der Auftritt geht Hand in Hand mit der geistreichen musikalischen Untermalung und hinterlässt ein eigenartiges Gefühl der Beklemmung. Das alles macht Neugierde auf mehr. Ende des Jahres soll Kaltenkirchens Debütalbum Im Namen der Liebe erscheinen, auf dem hoffentlich dieser von allen Konventionen losgelöste Antischlager zu hören sein wird, dem sich Kaltenkirchen verschrieben hat und auf so wunderbare Weise in Harry Haller zum Vorschein kommt.