Denk ich an Deutschland in der Nacht

Denk ich an Deutschland in der Nacht

Heinrich Heine beginnt seine Nachtgedanken mit den Zeilen „Denk ich an Deutschland in der Nacht / Dann bin ich um den Schlaf gebracht“. Angelehnt an diese beiden Zeilen sowie der Schlaflosigkeit, der durchtanzten und durchfeierten Nächte, die Techno und Clubkultur unweigerlich mit sich bringen, betitelt auch Romuald Karmakar seinen Dokumentarfilm über die elektronische Subkultur treffend: Denk ich an Deutschland in der Nacht. In langen Kameraeinstellungen, wenigen Schnitten und keinerlei Kommentaren aus dem Off, lässt der Filmemacher DJs und Produzenten der Technoszene zu Wort kommen. Hierzu zählen Sonja Moonear, Ricardo Villalobos, Roman Flügel, Move D und Ata Macias. Schon die Eröffnungsszene, in der in einer mehrminütigen Einstellung Ricardo Villalobos auf einem Drehstuhl in seinem Studio zwischen Kabelgewirr, modularen Synthesizern mit blinkenden Lichtern, Lautsprechern und sonstigen Krimkrams sitzt und einer Platte der Experimentalband Minus Delta T aus den achtziger Jahren zuhört, entwickelt die tiefe, intime Atmosphäre, die die Dokumentation durchziehen wird. Die extrem langen Einstellungen wirken dabei auch nicht den Clubszenen entgegen, sondern unterstreichen eher die Zeitspannen, die elektronische Musik zur Entwicklung der Dramaturgie und vollen Entfaltung der hypnotischen Wirkung bedarf. Wie eine Party, lässt der Film streckenweise, begleitet von dem passenden Soundtrack sowie skurrilen und entrückenden Momenten und Gesprächen, das Zeitgefühl verschwimmen und nähert sich dabei auf eigenwillige Weise der elektronischen Subkultur. Denk ich an Deutschland in der Nacht kann noch bis zum 27. September in der arte Mediathek angeschaut werden.

Neben Denk ich an Deutschland in der Nacht hat arte die – Pi mal Daumen – dreißigjährige Geschichte des Technos zum Anlass genommen, weitere interessante Beiträge online zu stellen. Hierzu gehören eine Reihe an generationsübergreifenden Dj Sets, die im Rahmen des 30 Jahre Techno Festivals im Funkhaus Berlin gespielt wurden. Mit dabei waren u.a. Underground Resistance, Tanith, Westbam, Dr. Motte, DJ Hell, Nina Kraviz, Mathew Jonson und Antigone. Außerdem wurde eine Tracks Techno-Spezial Folge produziert, in der etwa mit Detroit und Berlin ein Blick auf die Wiegen des Technos geworfen wird oder die elektronische Subkultur in Tiflis und deren gesellschaftlichen Einflüsse näher beleuchtet werden.

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Set zum Freitag #40 – Uji

Set zum Freitag #40 – Uji

Nachdem die Dokumentation Tropisches Tor mein Interesse an lateinamerikanisch inspirierter, elektronischer Musik geweckt hat, bin ich auf das wundervolle Live Set des argentinischen DJs und Produzenten Uji gestoßen. Von indigenen sowie afrikanischen Klängen und Rhythmen beeinflusst, schafft der in Buenos Aires geborene Musiker einen originellen, faszinierenden Sound, der auch auf Tanzflächen nicht fehl am Platz ist.

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Say Lou Lou – Golden Child

Say Lou Lou – Golden Child

Zum Sonntag mal wieder etwas seichtere Töne, wenn auch mit weniger seichteren Bildern. Im Video zu der Single Golden Child aus dem kommenden Album Immortelle der beiden Zwillingschwestern Elektra und Miranda Kilbey-Jansson, die das Pop-Duo Say Lou Lou bilden, erwarten uns surreale Szenen einer systematischen Desensibilisierung gegenüber Gewalt. Clockwork Orange in Form eines Musikvideos. Musikalisch stimmt Golden Child eher sentimentale Klänge an, die verträumt zwischen Nostalgie und Moderne schaukeln.

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Set zum Freitag #39 – Irakli

Irakli, Gründer der inzwischen sagenumwoben Partyreihe STAUB und bekannt für seine ekstatischen Techno Sets, spielte im Juli in der Griessmühle. Ein Mitschnitt des vier Stunden Sets beschert uns harten, radikalen Techno, mit fließenden Übergängen zu Electro und EBM. Falls wer noch einen musikalischen Kick fürs Wochenende brauchte: Bitte.

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Robotic Electronic Music

Robotic Electronic Music

Im November wird das erste allein von Robotern gespielte Album erscheinen. Verantwortlich für das avantgardistische Konzept, ist der Medienkünstler, Musikwissenschaftler und Robotik-Ingenieur Moritz Simon Geist. Schon seit längerer Zeit bastelt Geist an futuristischen Instrumenten wie Tripods One, Soft Manipulator oder dem überdimensionalen MR-808 Interactive Drumcomputer. Mit Robotic Electronic Music kreierte Geist nun konsequenterweise ein Debütalbum, dessen Klänge gänzlich auf Robotern basieren. Purer Techno, wenn man so möchte.

„New sounds from the future! This video of Robotic Electronic Music (R.E.M) was shot using only music robots, mechanics and physical sound devices. Everything you hear and see comes from robots. No syntheziser, samplers or CGI added! We want to show a futuristic way of creating music – without synthezisers, but with robots in the real world!“

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