12.262 Meter Tiefe

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

Anfang der 1970er Jahre startete die Sowjetunion auf der sibirischen Halbinsel Kola ein ungeheuerliches Projekt. Um ein besseres Verständnis über das Erdinnere zu erlangen, beschlossen sowjetische Wissenschaftler Meter für Meter dem Mittelpunkt der Erde entgegenzubohren. Über 19 Jahre lang fraß sich der Bohrkopf durch Hunderte Tonnen von Gestein unaufhörlich in die Erdkruste, bis die Bohrarbeiten im Jahr 1992 offiziell eingestellt wurden. Mit 12.262 Metern Tiefe handelt es sich bei der Kola-Bohrung bis heute um das tiefste Loch der Erde. Auf dem Weg in die Tiefe machten die Forscher eine Reihe von unerwarteten Entdeckungen. So wurde eine mit Mondgestein nahezu identische Substanz gefunden, in fast sieben Kilometern Tiefe entdeckten die Forscher noch mikroskopisch kleine fossile Einzeller sowie auch unerwartet in tiefsten Regionen auf, aus Mineralien gepresstes, Kristallwasser gestoßen wurde. Ebenso sorgte die rapide ansteigende Temperatur für Erstaunen. Als der Bohrer im Jahr 1989 die Tiefe von 12.262 Meter erreichte, herrschten dort nicht wie angenommen 100, sondern 180 Grad Celsius, so dass die Bohrungen aufgrund technischer Schwierigkeiten abgebrochen werden mussten.

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

Etwa zur gleichen Zeit gerieten die ersten Gerüchte in den Umlauf. Bei einer Tiefe von 14 Kilometern sei der Bohrer auf einen Hohlraum gestoßen, in dem Temperaturen von 1100 Grad gemessen worden sein sollen. Ein in die Erde hinabgelassenes hitzeresistentes Mikrofon, hieß es weiter, habe unnatürliche Geräusche aufgenommen. Anfang der neunziger Jahre tauchte ein Audiofile der Aufnahmen im Internet auf. Diese wurden zunächst als Störgeräusche interpretiert, bis sich offenbarte, dass es sich um menschliche Schreie aus Tausenden gequälten Kehlen handle. Die Bohrung wurde eingestellt, das Loch mit einer Metallkappe versiegelt. Wurde etwa das Tor zur Hölle geöffnet? Für den texanischen Fernsehprediger R.W. Shambach war diese Erklärung jedenfalls die naheliegendste und die Legendenbildung um das Kola Superdeep Borehole nahm ihren Lauf.

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

Im Jahr 2016 besuchte der interdisziplinäre Künstler Dmitry Morozov, auch bekannt als ::vtol::, im Rahmen des Dark Ecology Festivals die übriggebliebenen Ruinen in der menschenleeren Weite der sibirischen Kola-Halbinsel und fand in den verlassen Gemäuern einen zurückgelassenen Lochstreifen, der den Ausgangspunkt seiner weiteren Arbeit darstellen sollte. Welche Informationen tatsächlich auf dem Lochstreifen enthalten sind, ist bis heute nicht geklärt. Anstatt die Informationen zu entschlüsseln – was anscheinend auch kaum möglich ist – zweckentfremdete Morozov den Nutzen der Daten für eine Klanginstallation. Mittels eines selbstgebauten digitalen Lesegeräts werden die Daten der Lochkarte in Sound konvertiert.

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

Dmitry Morozov – Kola Bohrung

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