Detroit – Berlin: One Circle

Detroit – Berlin: One Circle
Verlassene Häuser in Detroit (Bild: Laurence Messier-Moreau • CC BY-NC-ND 4.0)

Vom 30. Mai bis zum 2. Juni findet im HAU das Festival Detroit – Berlin: One Circle statt. Im Rahmen unterschiedlichster Veranstaltungen soll während der vier Tage der intensiven Beziehung der beiden Städte auf den Grund gegangen werden. „Immer wieder abgeschrieben und gleichzeitig symbolisch überfrachtet“, wie es im Einführungstext zum Festival heißt, assoziieren Detroit und Berlin spontan Bilder brach liegender Zivilisationsruinen. Doch es waren eben jene Ruinen, die zu dem Soundtrack der beiden Großstädte inspirierten. Entwickelte sich Detroit zu Begin des 20. Jahrhunderts zu einer der bedeutendsten Industriestädte der Welt, setze schnell nach dem zweiten Weltkrieg Ernüchterung ein. Eine rasant voranschreitende Deindustrialisierung, gepaart mit grassierender Arbeitslosigkeit und schwerwiegenden „Race Riots“ in Folge rassistisch motivierter Polizeigewalt führten zu einem beispiellosen Niedergang der einstigen Metropole. Innerhalb von einem halben Jahrhundert verlor Detroit fast eine Million Menschen und damit die Hälfte seiner Bevölkerung. Weite Teile der Innenstadt sind verwaist, ganze Straßenzüge verlassen. In die leerstehenden Gebäude sickerte Wasser ein, der Frost sprengte Risse in Wände und Säulen, Fenster zerbrachen. Aus dieser Konstellation heraus resultierte in den 1980er-Jahren das Motiv für einen neuen Musikstil. Techno reflektiere die dystopische Stimmung der Stadt und schaffte zugleich einen progressiven Gegenentwurf. Die Kicks und Bässe aus den Ruinen Detroits schwappten alsbald in die Ruinen Berlins. Nach dem Fall der Mauer bot die Stadt reichlich urbane Freiräume, die von neuen Clubs wie Bunker oder Tresor besetzt wurden. Diese historische sowie mehrdimensionale Verbundenheit zwischen Detroit und Berlin soll im Fokus des Festivals stehen.

Detroit – Berlin: One Circle

Diskussionen, Filme, Installationen, Performances und Musik schaffen den Rahmen für die Auseinandersetzung mit kulturellen, künstlerischeren und städtepolitischen Phänomenen. Geplant sind eine Clubnacht im Tresor, ein Model 500 Konzert, ein Gespräch mit Mike Banks, Mark Ernestus und Dimitri Hegemann und zahlreiche weitere Veranstaltungen. In der Broschüre zum Festival findet sich das gesamte Programm sowie weitere Informationen. Zur Einstimmung gibt’s an dieser Stelle schonmal ein DJ Set der Detroiter Techno-Legende Juan Atkins.

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Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Als Jakub Rybicki die Möglichkeit angeboten wurde, für eine Reportage nach Afghanistan zu reisen, zögerte er zunächst. In Anbetracht der unsicheren Lage des Landes, eine ziemlich verständliche Reaktion. Wie es der Zufall jedoch so wollte, blätterte der Fotograf nur kurze Zeit später in einem National Geographic Magazin aus den frühen 70er Jahren, in dem er einen Artikel über genau jenen Ort fand, zu dem auch er reisen sollte. Der Entschluss war nun schnell gefasst, die Reise doch anzutreten. Das Ziel war der Wachankorridor, ein schmaler Landstrich zwischen den Bergen des Pamir und den Gebirgszügen des Hindukusch und des Karakorum im Nordosten Afghanistans. Bewohnbar ist das Gebiet praktisch nur im Tal des Flusses Wachandarja. Es handelt sich um eines der entlegensten Gebiete Afghanistans mit einer Bevölkerung von etwa 10.000 Wakhi und einigen tausend nomadischen Kirgisen. Durch jene Täler des Pamir und des Wachandarja verlief einst die alte Seidenstraße. Und wenngleich auch Marco Polo die Gegend 1274 auf seiner Reise zum Hofe des Kublai Khan durchquerte und ihm weitere Europäer folgten, war nur wenig über den Wachankorridor im Westen bekannt. Erst in den 1960er und 1970er Jahren folgten eine Reihe von Forschungsexpeditionen, um geographische sowie anthropologische Erkenntnisse zu gewinnen. Jakub Rybicki schenkt uns nun mit seiner Fotoserie People of Afghanistan eindrucksvolle Impressionen aus dem Leben der Menschen im Wachankorridor.

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

Jakub Rybicki – People of Afghanistan

(Bilder: Jakub RybickiCC BY-NC-ND 4.0)

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Night Fever – Design und Clubkultur

Night Fever – Design und Clubkultur
Walter Van Beirendonck, Modenschau der Kollektion Wild & Lethal Trash (W.&L.T.) für Mustang Jeans, Herbst / Winter 1995/96 Foto: Dan Lecca / Mit freundlicher Genehmigung von Mustang Jeans.

Clubs haben eine eigene Magie. Nicht selten sind sie die Epizentren künstlerischer und gesellschaftlicher Entwicklungen und schaffen Freiräume, in denen gesellschaftliche Normen in Frage gestellt werden, unterschiedlichste Menschen zusammenkommen und Neues entstehen kann. In Anbetracht der Bedeutung des Nachtlebens für Jean-Michel Basquiat, widmete erst kürzlich die Schirn Kunsthalle in Frankfurt dem Künstler einen eignen Soundtrack. Das Vitra Design Museum untersucht nun in einer Ausstellung die Einflüsse von Clubkultur auf Design, Architektur und Mode. Beginnend mit Nachtclubs der 1960er Jahre, wie etwa dem in New York ansässigen Electric Circus oder dem Space Electronic in Florenz, zeigt die Ausstellung den subkulturellen Freigeist, der weit über die Clubkultur hinaus seine Schaffenskraft entfaltete. Parallel zur Disco-Bewegung und dem Studio 54 bildete sich in den 70er und frühen 80er Jahren im Mudd Club eine Gegenkultur, die aufstrebenden Künstlern wie Keith Haring oder dem bereits erwähnten Jean-Michel Basquiat neue Möglichkeiten boten. Später schwappen House und Techno von Clubs aus Chicago und Detroit nach Europa und bilden einen weiteren Mosaikstein für die Berliner Clubszene der frühen 90er Jahre. Nach dem Fall der Mauer bot die Stadt reichlich urbane Freiräume, in denen Clubs wie Ufo, Bunker oder Tresor ihren Platz fanden und die Stadt bis heute nachhaltig geprägt haben. Die Ausstellung bietet den Besuchern eine historische Reise durch die Clubkultur und versucht die daraus hervorgehende Kreativität und Faszination zu fassen. Night Fever – Design und Clubkultur kann noch bis zum 9. September 2018 im Vitra Design Museum besucht werden.

Night Fever – Design und Clubkultur
Club Space Electronic, Florenz, 1971. Gestaltung: Gruppo 9999. Foto: Carlo Caldini, © Gruppo 9999
Night Fever – Design und Clubkultur
Palladium, New York, 1985. Architekt: Arata Isozaki, Wandbild von Keith Haring. © Timothy Hursley, Garvey|Simon Gallery New York
Night Fever – Design und Clubkultur
Gäste im Studio 54, New York, 1979. © Bill Bernstein, David Hill Gallery, London
Night Fever – Design und Clubkultur
Hasse Persson, Calvin Klein Party, 1978. © Hasse Persson
Night Fever – Design und Clubkultur
Bill Bernstein, Tanzfläche im Xenon, New York, 1979. © Bill Bernstein / David Hill Gallery, London
Night Fever – Design und Clubkultur
DJ Larry Levan in der Paradise Garage, New York, 1979. © Bill Bernstein, David Hill Gallery, London
Night Fever – Design und Clubkultur
Tanzfläche in der Paradise Garage, New York, 1978. © Bill Bernstein, David Hill Gallery, London
Night Fever – Design und Clubkultur
Trojan, Nichola und Leigh Bowery im Taboo, 1985. © Dave Swindells
Night Fever – Design und Clubkultur
Musa N. Nxumalo, Wake Up, Kick Ass and Repeat!, Fotografie aus der Serie 16 Shots, 2017. © Musa N. Nxumalo / Mit freundlicher Genehmigung der SMAC Gallery, Johannesburg.
Night Fever – Design und Clubkultur
Innenansicht des Tresor, Berlin, 1996/97 © Gustav Volker Heuss
Night Fever – Design und Clubkultur
Akoaki, mobile DJ-Kanzel, The Mothership, Detroit, 2014. © Anya Sirota und Jean Louis Farges, in Zusammenarbeit mit Bryce Detroit
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Erich Mühsam – Liebe und Anarchie

Erich Mühsam – Liebe und Anarchie
Foto: H. Hoffmann via Wikimedia Commons

Deutschlandfunk Kultur hat sich im Rahmen einer langen Nacht mit Erich Mühsam auseinandergesetzt. Der 1878 geborene Schriftsteller entwickelte sich zum markantesten und literarisch fruchtbarsten Vertreter des deutschen Anarchismus. Getreu seiner Maxime „Sich fügen heißt lügen!“, trat Mühsam unerschrocken für seine Prinzipien ein. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war Mühsam maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, deren brutale Niederschlagung er überlebte und anstatt zum Tode verurteilt, inhaftiert wurde. Es folgten Einzelzelle, seelische sowie körperliche Qualen. Nach fünf Jahren aus der Haft entlassen, zog er nach Berlin, gründete die anarchistische Zeitschrift Fanal und wurde zum unermüdlichen Aktivisten gegen die drohende Kriegsgefahr sowie dem grassierenden Nationalsozialismus. In der Nacht des Reichstagsbrandes vom 27. auf den 28. Februar 1933 wurde Mühsam schließlich verhaftet. Als prominenter Häftling, noch dazu jüdischer Anarchist, verkörperte Mühsam das Hassobjekt der nationalsozialistischen Ideologie schlechthin, so dass kaum ein Tag verging, an dem er nicht misshandelt oder gedemütigt wurde. Nach 16 Monaten Haft wurde Erich Mühsam im KZ Oranienburg von SS-Angehörigen ermordet. Anarchie hieß für Mühsam ohne moralische Scheuklappen sowie ohne Rücksicht auf Konventionen zu leben. Und dies gelang ihm. Mühsam lebte und liebte frei. Trotz seiner politischen Aktionen war er auch dem Leben, Frauen und Alkohol nicht abgeneigt. Mühsam war Schriftsteller, Aktivist, Bohemien, Frauenliebhaber, Freigeist. Alles in gleicher Intensität.

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Jab Jab

Tom Harrad und Reuben Millns - Jab Jab

Auf der Karibikinsel Grenada findet alljährlich das Karneval-Festival J’ouvert statt. Eine zentrale Rolle während des Karnevals spielt dabei die Jab Jab Maskerade. Der Ursprung des Begriffs „Jab Jab“ liegt im französischen „Diable“. Mit „Jab Jab“ wird jedoch nicht auf den Teufel selbst Bezug genommen, sondern auf Menschen, die diabolisch agieren und andere Menschen zu unfreiwilligen Handlungen treiben. Somit resultiert die Kostümierung aus der Erfahrung der Sklaverei. Erst nach der Emanzipation aus der Sklaverei war es Afrikanern auf Grenada erlaubt am Karneval teilzunehmen. Heute fungiert der Karneval zum einen als Mahnmal, indem an die Unterdrückung und Brutalität während der Sklaverei erinnert wird. Zum anderen wird mit schwarzer Farbe und Motorenöl auf den Körpern die gewonnen Freiheit gefeiert. Die beiden Filmemacher Tom Harrad und Reuben Millns haben ein eindrucksvolles Portrait geschaffen, das die kulturelle und historische Bedeutung des Karnevals auf Grenada reflektiert.

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Jeff Mills – The Outer Limits

Jeff Mills – The Outer Limits
Project Apollo Archive, AS09-19-2910, Apollo 9 Hasselblad Image from Film Magazine 19/A – Earth Orbit; EVA

Für Jeff Mills ist Techno nicht allein Tanzmusik. Techno, so der Detroiter Avantgardist, sei ein futuristisches Statement. Diese Überzeugung spiegelt sich wunderbar in seinem aktuellen Radioprojekt The Outer Limits wieder. Gemeinsam mit dem Radiosender NTS sowie der US-amerikanischen Raumfahrtgesellschaft NASA entwickelte Mills ein interdisziplinäres Konzept für eine Radioserie von sechs einstündigen Episoden. Die Serie basiert auf einer akustischen Komposition verschiedenster Musikstile, Soundscapes und gesprochener Texte. Eingebettet in einer Klanglandschaft aus Electronic, Klassik und Jazz erläutern Wissenschaftler Phänomene der Astrophysik und Raumfahrt. Neben bisher unveröffentlichten Tracks von Jeff Mills selbst sowie einer Auswahl seiner Lieblingstücke aus verschiedensten Genres, wird die Sendung musikalisch zudem durch weitere Gäste bereichert. So gibt es etwa in der ersten Folge, die sich mit Schwarzen Löchern auseinandersetzt, musikalische Darbietungen von der Pianistin Kathleen Supové und dem Violinisten Thomas Gould. In der zweiten Episode lässt Mills dann das Apollo-Programm wieder auferstehen. Während der geplante Mondflug im Rahmen der Apollo 18 Mission 1970 von der damaligen US-Regierung aufgrund des angespannten Haushalts abgesagt wurde, beschäftigt sich Mills mit der Frage, was wenn die Mondmission doch erfolgreich gewesen wäre. Die beiden bereits ausgestrahlten Folgen sowie alle noch kommenden könnt ihr euch hier anhören: Jeff Mills – The Outer Limits.

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